Informationen zur Kommunalwahl 2020

Zweites Fachgespräch zum Thema Kinder- und Jugendhilfe

Kinder und Jugendliche brauchen gleiche Chancen

Knapp 228.000 Minderjährige lebten nach offiziellen Angaben Ende 2016 in der Landeshauptstadt. Sie und ihre Eltern haben ganz spezielle Bedürfnisse: Nach hochwertiger Bildung und flexibler Betreuung, nach gestaltbaren Freiräumen. Aber auch einige andere, die sie mit vielen anderen Menschen teilen; nach bezahlbarem Wohnraum und Inklusion etwa.

Dass diese Bedürfnisse erfüllt werden, ist essenziell für die Zukunft der Metropole München. Aber wie sehen die Pläne und Konzepte der Parteien vor der Kommunalwahl 2020 aus? Das wollten die sechs Münchner Wohlfahrtsverbände wissen und luden zum zweiten Fachgespräch ein, um Kandidatinnen und Kandidaten für den neuen Stadtrat auf den sozialpolitischen Zahn zu fühlen. Mit ihrer Kampagne „Weil alle Menschen zählen – sozial wählen!“ wollen sich die Verbände bewusst in den Kommunalwahlkampf einmischen, um der Sozialpolitik Gewicht zu geben.

Verena Dietl, Fraktionschefin der SPD im Münchner Stadtrat, betonte die Bedeutung der kostenfreien oder erschwinglichen Kinderbetreuung – es sei angesichts hoher Miet- und Lebenshaltungskosten ohnehin „schwer, in der Großstadt als Familie zu leben“. Ebenso wichtig sei aber hohe Qualität und Flexibilität der Angebote. „Wir müssen gemeinsam schauen, dass die Einrichtungen gut ausgestattet sind und Kinder gut gebildet werden“, erklärte sie. Weiteres Verbesserungspotenzial sieht sie bei der Flexibilität der Betreuungsangebote: „Das Arbeitsleben muss mittlerweile sehr flexibel sein, deshalb müssen wir stetig nachdenken, wie wir Tageseinrichtungen ebenfalls flexibler gestalten.“

OB-Kandidat Thomas Lechner (Die Linke) lieferte einen konkreten Vorschlag für die Behebung des Mangels an qualifizierten Erziehern: „Es gibt in der freien Kinder- und Jugendarbeit ganz viele Halbtagsstellen – wer soll davon leben?“, fragte er. Die Schaffung von Ganztagsstellen könne die Attraktivität der entsprechenden Jobs in München erhöhen. Zugleich plädierte Lechner dafür, den öffentlichen Raum bewusst als Ort des „sozialen Miteinanders verschiedener Gruppen“ zu fördern. Dazu gehöre die Ausweisung von Flächen, auf denen Jugendliche sich wirklich aufhalten oder auch in Eigenregie Partys veranstalten können, aber auch ein Umdenken der Stadtbewohner: „Wir müssen uns vom Gedanken verabschieden, dass es in der Stadt total ruhig ist und Kinder den Mund halten: Städte sind laut und Kinder sind oftmals laut“, sagte Lechner.

CSU-Stadträtin Beatrix Burkhardt wies auf die Wichtigkeit guter Bildungschancen für Kinder aus allen sozialen Gruppen hin: „Soweit irgend möglich, sollten Kinder und Jugendliche die gleichen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start ins Leben bekommen“, betonte sie. Deshalb benötigten Eltern für ihre jeweilige Lebenssituation adäquate Unterstützung – so seien etwa Bildungscafés und Bildungslotsen wichtige Angebote, um Kindern von Eltern mit Migrationshintergrund einen problemlosen Schulbesuch zu gewährleisten. Gleiches gelte für Sprachunterricht und Schulsozialarbeit. Hier sei das Angebot der Stadt München gerade erst vergrößert worden.

Stadtrat Sebastian Weisenburger (Grüne) erklärte, Vielfalt solle „Leitlinie des Handelns“ in der Kinder- und Jugendpolitik sein. Dazu sei es auch „sehr wichtig, die vielfältige Trägerlandschaft zu erhalten“. Ein herausragendes Thema sei auch Inklusion und die Vermeidung von Parallelwelten: „Inklusion bedeutet, dabei zu sein von Tag eins.“ Weisenburger forderte auch mehr Mitsprache für junge Menschen, etwa in Form von „jährlichen Kinder- und Jugendversammlungen in allen Stadtbezirken“, bei denen „tatsächlich zugehört wird“. Als weiteres Problemfeld nannte er Wohnungslosigkeit: „Es leben bis zu 2.000 Kinder in Wohnungslosenunterkünften, das ist in einer Stadt wie München nicht akzeptabel.“ Jedes Kind in München brauche ein echtes Zuhause.

Andrea Betz von der Innere Mission München lenkte den Blick auf die Lage von Kindern aus sozial schwächer gestellten Familien. „Es ist sehr wichtig, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen erhalten“, betonte sie. Sowohl die Pisa-Studie als auch die Arbeit in den Einrichtungen zeige, dass Kinder und Jugendliche aus schwächer gestellten Familien nach wie vor die Benachteiligten im Bildungssystem sind. Wichtig sei aber nicht nur die schulische Bildung, sondern auch die Persönlichkeitsbildung – die Vermittlung von Empathie und Werten. Gerade in der Grundschule gebe es eine „frühzeitige Aussortierung, die Kinder und Familien extrem stresst.“ Ein Schritt, um der Benachteiligung entgegenzuwirken, sei das neue Modell der Kooperativen Ganztagsbildung mit dem gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsauftrag von Schule und Jugendhilfe.

Julia Sterzer von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sprach ein grundsätzliches Lob für die Lage der Kinder und Jugendlichen in München aus. „Die Situation, die wir insgesamt vorfinden, ist sehr gut“, sagte sie. „Das ist in vielen Großstädten nicht so gut wie bei uns.“ Dennoch gebe es Verbesserungsbedarf: So erlebe sie immer noch viele Eltern, die bei der Suche nach einem gut erreichbaren Kita-Platz verzweifelten. Nötig seien auch neue Impulse bei der Anwerbung von Erzieherinnen sowie weitere Angebote für Kinder und Eltern. Konkret nannte Sterzer die Einrichtung von Lernräumen zur Hausaufgabenbetreuung an Schulen, aber auch niederschwellige Unterstützungsangebote, etwa in Gestalt psychologischer Fachdienste nicht nur in Kinderkrippen, sondern ebenso in Kindergärten und Horten.

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Arge Freie München
Federführung: Paritätischer Wohlfahrtsverband Bezirk Oberbayern

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