Tariferhöhungen führen zu Kürzungen bei Sozialen Diensten!

Rückwirkend zum 1. April 2025 erhalten die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes drei Prozent mehr Gehalt. Während die städtischen Angestellten diese Tariferhöhung selbstverständlich ausgezahlt bekommen, müssen freie Träger im Sozialbereich sehr genau rechnen, ob und wie sie diese Erhöhung bezahlen können – zumal die Stadt München angekündigt hat, in diesem Jahr die gestiegenen Personalkosten nicht zu refinanzieren.
Damit steigt die ohnehin schon deutliche Finanzierungslücke bei den Trägern weiter an. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Stadt die Kostensteigerungen für Personal und Sachkosten nicht vollständig übernommen. Bei den Trägern, die im Auftrag der Landeshauptstadt soziale Dienste wie Asylsozialbetreuung, Schulsozialarbeit oder Schuldnerberatung subsidiär übernehmen, ist mittlerweile im Schnitt ein Defizit vom rund 15 Prozent der unabwendbaren Kosten aufgelaufen. Mit dem Tarifabschluss werden nun weitere drei Prozent allein für das laufende Jahr hinzukommen.
„Wir freuen uns über einen Tarifabschluss, der Soziale Arbeit vernünftig bezahlt und ihren Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft wertschätzt,“ betont Karin Majewski, Geschäftsführerin des Paritätischen Bezirksverbands Oberbayern und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in München (Arge Freie). „Aber die Stadt, die soziale Leistungen beauftragt, sollte dafür sorgen, dass Träger diese Leistungen für die Gesellschaft auch erbringen können und dabei ihr Personal nach Tarif bezahlen können. Diese immer größer werdende Finanzierungslücke ist für Träger nicht auszugleichen“, warnt Majewski.
Als Reaktion auf diese Entwicklung müssen die Träger notgedrungen ihre Leistungen kürzen, um den Tarifvertrag umsetzen zu können. Konkret kann das bedeuten, dass zwar die Gehaltserhöhungen ausbezahlt werden, beim Personal aber gleichzeitig Stunden gekürzt oder Stellen gestrichen werden müssen. Das spüren dann ganz konkret die Menschen, die auf die Dienste angewiesen sind: Die Wartelisten für Beratungen werden länger, die Öffnungszeiten von Einrichtungen werden verkürzt und Kursprogramme können überhaupt nicht mehr angeboten werden.
Ein paar Beispiele:
Das Haus für Mutter und Kind in Sendling, in dem wohnungslose Mütter mit ihren Kindern aufgenommen werden, wird ab September die Stelle der Erzieherin im Anerkennungsjahr und die Stelle der Praktikantin im Anerkennungsjahr zur hauswirtschaftlichen Betriebsleitung nicht besetzen können.
Dadurch fehlen die personellen Ressourcen, um wichtige Angebote wie Hauswirtschaftskurse
aufrechtzuerhalten. Gerade in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten sind Informationen zu gesunder Ernährung, sparsamer Haushaltsführung und dem Umgang mit Lebensmitteln von der Tafel essenziell. Für die Kinder bedeutet die Stelleneinsparung, dass keine Einzelbetreuung in besonderen Not- oder Belastungssituationen der Mütter mehr stattfinden kann, dass individuelle Lernunterstützung gekürzt und Kleinkindergruppen eingestellt werden müssen.
Die Erziehungsberatungsstelle von pro familia kann ihre neue Außenstelle in Freiham nur teilweise und mit Verzögerung besetzen, weil die Mittel nicht ausreichen, um das dafür nötige Personal einzustellen.
Damit ist ein ganzer Stadtteil – das größte Neubauprojekt in der Bundesrepublik – nach wie vor unterversorgt.
Auch Alleinerziehende werden betroffen sein. 41 Prozent der Alleinerziehenden in München gelten als einkommensarm. Betroffen sind vor allem Frauen und Kinder. Sie werden vom Verein siaf e.V. durch Beratung und Vernetzung unterstützt. Die Familien warten oft wochenlang auf die Austauschtreffen mit anderen Alleinerziehenden und ihren Kindern mit und ohne Behinderung. Für sie ist es ein Weg aus der Isolation. Durch die Kürzungen werden diese Austauschmöglichkeiten um mehr als die Hälfte reduziert werden müssen.
„Die Stadtpolitik ist jetzt gefordert: Sie muss entscheiden, ob es zu einer dauerhaft schlechteren Versorgung von vulnerablen Personengruppen kommen soll. Ein stabiles soziales Netz trägt wesentlich zum sozialen Frieden in München bei.“, so Majewski.
(Pressemitteilung vom 13.05.2025)
Bild von Andrew Khoroshavin auf Pixabay
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Federführung: Paritätischer Wohlfahrtsverband Bezirk Oberbayern
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